Donnerstag, 14. Januar 2016

Krimskrams: Neues vom Campus Galli -- Neue Bücher im Jänner (GEO Epoche Kollektion, Persisches Feuer, Troia und Homer, Herodots Historien)



Neue Bücher im Jänner

In den vergangenen Wochen fand ich die Zeit ein paar neue Bücher/Magazine zu lesen bzw. anzuschaffen. Das recht dick geratene Heft GEO Epoche Kollektion - Das Mittelalter wurde von mir bereits am vergangenen Sonntag besprochen

In Tom Hollands lebendig und spannend geschriebenem Buch Persisches Feuer: Ein vergessenes Weltreich und der Kampf um Europa wird einerseits die Geschichte des persischen Großreichs erörtert, andererseits das Verhältnis zu den in Nachbarschaft lebenden Griechen, mit denen man über Jahrhunderte hinweg einen Krieg nach dem anderen führte, bis schließlich Alexander der Große den endgültigen Sieg davontrug.
Der Preis für die Taschenbuchausgabe ist mit 12,99 Euro sehr günstig (das Buch hat immerhin 500 Seiten). Dass man hingegen für die Variante im festen Einband mehr als das Doppelte berappen soll, ist für mich nicht nachvollziehbar. Allerdings entsprechen die tatsächlichen Kosten für einen höherwertigen Einband ja häufig nicht dem Aufpreis, der an den Kunden weitergereicht wird.

Der Titel des Buchs Troia und Homer: Der Weg zur Lösung eines alten Rätsels spricht quasi für sich selbst. Altphilologe Joachim Latacz hat in dieser aktualisierten Ausgabe von 2010 den Stand der Troia-Forschung sehr detailliert (und sehr trocken) zusammengefasst. Überdies wird gleich eingangs der "Troia-Streit" "perpetuiert", indem Latacz seinen Intimfeind Frank Kolb heftig kritisiert (was mich auf ein eventuell recht interessantes Buch Kolbs aufmerksam machte: Klick mich). Auch Raoul Schrott, dessen Übersetzung/Neuinterpretation der Ilias von Latacz einige Zeit lang wissenschaftlich begleitet wurde, wird frontal angegangen.
Derlei Gezänk zwischen Wissenschaftlern bietet einen gewissen Unterhaltungswert, vor allem wenn die Schläge einerseits immer tiefer unter die Gürtellinie zielen, die Streithanseln sich aber andererseits weiterhin in den Mantel akademischer Erhabenheit hüllen; unsachlich und unwissenschaftlich argumentiert ja immer nur das Gegenüber...

Zu guter Letzt sind da noch die sechs bisher von Reclam veröffentlichten Bücher von Herodots Historien. Das 7. Buch erscheint dieses Frühjahr, die beiden letzten Bücher (8 und 9) werden aufgrund der absonderlichen Veröffentlichungspraxis des Verlages wohl noch geraume Zeit auf sich warten lassen. Man beachte nämlich, dass der 1. Teil bereits aus dem Jahr 2002 (!) stammt. Seitdem haben sich Herausgeber Brodersen und Übersetzerin Ley-Hutton offensichtlich keinen Haxen ausgerissen. Selbst die Übersetzung der halb vermoderten Qumran-Schriftrollen ging zum Teil schneller vonstatten. ^^  
Der Verlag tut sich mit seiner Trägheit bestimmt keinen Gefallen, da ein unvollständig übersetzter antiker Text für viele Interessierte schlicht und ergreifend unbrauchbar ist.
Wer mag, kann freilich zur Ausgabe von De Gruyter (Sammlung Tusculum) greifen, die mit 110 Euro zu Buche schlägt. Zurecht wird hier der Durchschnittsleser meines Blogs anmerken, dass dies ein geradezu läppischer Preis ist, verglichen mit den Spritkosten für seinen Learjet oder den Hafengebühren für seine Motorjacht.

Detaillierte Rezensionen zu einigen der obigen Bücher folgen in den nächsten Wochen.


Neues vom Campus Galli

Auch im Jahr 2016 öffnet sich für die Betreiber der Mittelalterbaustelle Campus Galli das steuerliche Förder-Füllhorn. Näheres in der entsprechenden Rubrik dieses Blogs: Klick mich


4 Kommentare:

  1. Hier gibt es noch eine gute Rezension zum "Persischen Feuer", die auch auf die zahlreichen Fehler des Buches hinweist: http://www.livius.org/opinion/opinion0013.html

    CaiusTarquitius

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    1. Hallo und danke für den Link. Einen genannten Fehler (Jahreszahl) in der Rezension des englischen Originals aus dem Jahr 2005 konnte ich nachvollziehen, zwei andere scheinen jedoch in der 3. deutschen Auflage von 2011 so nicht mehr vorhanden zu sein. Da wurde allem Anschein nach eine Aktualisierung vorgenommen. Ansonsten ist bei der Kritik freilich auch einiges dem subjektiven Empfinden des Rezensenten geschuldet. Ich werde allerdings versuchen, bei meiner Buchbesprechung auf zumindest den einen oder anderen Punkt davon einzugehen.

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  2. Argumentiert Latacz in seinem Troia-Buch stimmig? Dann wäre das vielleicht etwas für mich.
    Lg,
    Erwin

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    1. Jain. Das was er schreibt hat durchaus Hand und Fuß, der letzte Beweis, dass Troia tatsächlich dort liegt, wo heute Ausgrabungen stattfinden, konnte aber bisher nicht erbracht werden. Ebenso wenig, dass die Ilias keine reine Erfindung ist. Die konstruierte Indizienkette an sich ist trotzdem interessant, wenn auch phasenweise recht langatmig aufbereitet.

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