Mittwoch, 8. Mai 2013

Die Reiter Roms, von Marcus Junkelmann

Der Experimentalarchäologe Marcus Junkelmann gilt, wenn es um das römische Militär geht, als ein absoluter Kenner der Materie. Und das zu Recht, wie er meiner Meinung nach bereits in etlichen Publikationen bewiesen hat. Eines seiner Werke trägt den Titel Die Reiter Roms (Verlag Philipp von Zabern) und soll an dieser Stelle kurz besprochen werden.
Die drei Bände (1990, 1991 und 1992 erstveröffentlicht) zeichnen sich besonders durch unzählige Fotos und Zeichnungen aus, die ein farbenfrohes und lebendiges Geschichtsbild vermitteln. Anstatt nur zu theoretisieren, lässt der Autor auch nach seinen Vorgaben gestaltete Rekonstruktionen anfertigen, die er anschließend auf ihre Alltagstauglichkeit (oder Untauglichkeit) überprüft. Der Fotoapparat ist bei diesen Praxistests immer mit dabei; beispielsweise wenn man versucht, in voller Rüstung - aber ohne die in der römischen Antike noch weitestgehend unbekannten Steigbügel - ein Pferd zu besteigen. 
Junkelmann beschränkt sich jedoch nicht einzig und alleine auf militärische Aspekte. Der erste Band trägt schließlich nicht grundlos den Titel: Reise, Jagd, Triumph und Circusrennen. Wer hätte etwa gedacht, dass Wagenrennen bei Mann und Frau einst auch deshalb besonders beliebt waren, weil hier das Publikum, im Gegensatz zu Theateraufführungen und Gladiatorenspielen, nicht nach Geschlechtern getrennt wurde? Dass es in Rom nur wenige reinrassige Esel gab, jedoch mindestens so viele Maultiere wie Pferde, dürfte auch nicht jedem bekannt sein. Weiters wird ausgeführt, dass Pferde nur in Ausnahmefällen (Rennen, Triumphzug, religiöse Prozessionen) vor einen Wagen gespannt wurden, da man normalerweise Maultiere (oder Ochsen) als Zugtiere bevorzugte.
Aber nicht nur Wissenschaftliches erfährt der Leser, sondern z.B. auch, dass bei der Ben-Hur-Verfilmung von 1925 beinahe 100 Pferde ums Leben kamen, während man es aus Furcht vor Tierschützerprotesten bei der "Neuverfilmung" 1959  (angeblich) schaffte, dass sich kein Tier ernsthafte Verletzungen zuzog (Der Autor hat übrigens ein eigenes Buch darüber geschrieben, wie Hollywood unser Bild vom Alten Rom prägte: Klick mich).

Fazit: Junkelmann ist praxisorientiert, bedient sich einer allgemein verständlichen Sprache und kommt immer rasch auf den Punkt. Obwohl es sich hier um eine Monographie handelt, ist der Stoff doch dermaßen umfang- bzw. abwechslungsreich, dass sich bei mir nie Langeweile einstellte. Man muss auch kein großer Pferdeliebhaber sein (ich bin keiner) um an diesen drei Bänden seine Freude zu haben.  5 von 5 Punkten.

Anmerkung: Wie im Rahmen des Blogs bereits erwähnt, verkauft der Verlag Philipp von Zabern die Bücher auf seiner Homepage zurzeit um den halben Preis. Hierbei handelt es sich um die 4. und bis dato letzte Auflage (2008). Im Nachwort erwähnt und bespricht der Autor kurz einige wissenschaftlichen Neuveröffentlichungen, die er nicht mehr berücksichtigen konnte.

Die Inhaltsverzeichnisse aller drei Bände:

Band I: Reise, Jagd, Triumph und Circusrennen
Vorwort
Einleitung
Kapitel I: Transvectio Equitum
Kapitel II: Pferd und Pferdehaltung
 - Das römische Pferd
 - Das Camarguepferd
 - Zucht und Pflege
 - Pferdenamen
Kapitel III: Das Nutzpferd
 - Wagen und Gespann
 - Reise und Verkehr
 - Post- und Kurierdienst
 - Das Arbeitspferd
 - Das Pferd in der Küche
Kapitel IV: Das Rennpferd
 - Panem et Circenses
 - Der Circus
 - Die Circusparteien
 - Die Wagenlenker und Ihre Pferde
 - Das Rennen
Kapitel V: Das Jagspferd
 - Die Praxis der Jagd
 - Der Jagdherr zu Pferde
 - Kapitel VI: Reiterschlachten und Reitersiege
 - Kapitel VII: Das Reiterdenkmal
 - Kapitel VIII: Triumphus
 - Kapitel IX: Das Pferd und die Götter
 - Iuppiter, Iuno, Sol, Luna, Victoria, Consus, Neptun, Fortuna, 
 Mars, die Dioskuren, Pegasus, der thrakische Reiterheros, Epona
Nachwort
Quellenverzeichnis
Literaturverzeichnis

Band II: Der militärische Einsatz
Vorwort
Einleitung
Kapitel I: Entwicklung der römischen Kavallerie
 - Das Vorbild der griechischen Reiterei
 - Der frührömische Reiteradel
 - Vom Reiteradel zum Offiziersadel
 - Die Auxilarkavallerie
 - Die spätrömische Kavallerie
 - Die Ala II Flavia m.p.f.
 - Zahl, Unterbringung und Versorgung der Pferde einer Ala
Kapitel II: Die Kavallerie im Einsatz
 - Die Ausbildung der Kavallerie
 - Operationsführung und Taktik
 - Feldzeichen der Kavallerie
Kapitel III: Decursiones
 - Reiterspiele und Turniere
 - Die "Paraderüstung"
Anhang: Die Reiterstatue des Arrian
Karte
Nachwort
Quellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
Fotonachweis
Register

Band III: Zubehör, Reitweise, Bewaffnung
Einleitung
Kapitel I: Das Zubehör
 - Das Gebiss
 - Der Sattel
 - Geschirr und Schmuck des Pferdes
 - Der Hufschutz
 - Die Sporen
 - Das Reiten ohne Steigbügel
Kapitel II: Die Ausrüstung des römischen Kavalleristen
 - Methoden der Rekonstruktion 
 - Die Kleidung der Reiter
 - Die Angriffswaffe der Kavallerie
 - Die Schutzwaffe des Reiters
 - Die Panzerung der Pferde
Anhang I: Zur Konstruktion römischer Rennwägen
Anhang II Zu den römischen Schirrungen
Karte
Nachwort
Quellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
Fotonachweis
Register

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2 Kommentare:

  1. Kann diese gelungenen Bücher auch nur jedem empfehlen. Marcus Junkelmann ist ein großartige Wissensvermittler!

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    1. Er ist auch einer meiner absoluten Lieblingsautoren, wenn es um Sachbücher geht, die sich mit dem antiken Rom beschäftigen.

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